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„Weibliches Genie“ zu Gast: Ein Gespräch mit Mara Genschel

Erstellt von Josie Bitter, Ida Deiterich und Emma Greber, Q1  |     

Am Montag, den 13. Mai 2024, fand in der Aula eine Lesung im Rahmen des Lyrikertreffens statt, bei der die Lyrikerin Mara Genschel zu Gast war. Die Veranstaltung, die von dem Sowi-Leistungskurs von Herrn Kleine und dem Deutsch-Leistungskurs von Herrn Arlinghaus organisiert wurde, bot den Schüler:innen eine Gelegenheit, moderne Lyrik auf innovative und provokative Weise zu erleben.

Mara Genschel, die 42-jährige Autorin mehrerer Werke wie Denkzettelareale: Junge Lyrik und GablenbergerTagblatt, präsentierte drei unterschiedliche Projekte, die die Grenzen traditioneller Dichtkunst sprengten. Den Auftakt machte eine etwa fünfminütige Performance, bei der sie vor den Augen des Publikums ein Gedicht auf ihrem Laptop verfasste. Dabei führte sie eine Diskussion mit einer Künstlichen Intelligenz und sprach ihre Gedanken laut aus. Obwohl sie letztlich nur das Wort „Ich“ schrieb und nicht weiterkam, stellte sie die Frage, ob dies als Gedicht betrachtet werden könne. Diese Frage sorgte zunächst für Verwirrung und gespaltene Meinungen im Publikum, regte jedoch eine offene Diskussion über die Regeln der Lyrik an.

Im zweiten Teil der Veranstaltung las Genschel Auszüge aus ihrem eigenen Buch „Cute Gedanken“ vor. Obwohl die Schüler:innen das Buch nicht sehen konnten, fesselte sie die ungewöhnliche Kombination aus deutschen und englischen Wörtern, deren Zusammenhang nicht sofort ersichtlich war. Genschel hatte ihre Gedanken in ihr Handy getippt, wobei durch die englische Autokorrektur viele Wörter automatisch verändert wurden. Diese moderne Art der Lyrik, die sie als „Lyrik der Zukunft“ bezeichnete, bot den Schüler:innen eine völlig neue Perspektive auf die Dichtkunst. Am Ende der Lesung erhielt die Schülerin, welche die Technik erriet, das Buch als Geschenk.

Der Abschluss des Treffens war eine besonders interaktive Performance, bei der Genschel ein Gedicht mit dem Titel „Weibliches Genie“ vorstellte. Die Schüler:innen erhielten ein ausgedrucktes Blatt mit dem Gedicht, während Genschel selbst kein Exemplar hatte. Das Gedicht war chaotisch und voller Satzzeichen, ohne grammatikalisch korrekte Sätze. Genschel bat die Schüler:innen, ihr zu helfen, das Gedicht zu vervollständigen. Diese Methode führte zunächst zu Verwirrung, da die Schüler:innen nicht wussten, dass sie das Gedicht nicht auswendig konnte, und dachten, sie mache dies absichtlich. Trotz der anfänglichen Unsicherheit war die Übung äußerst unterhaltsam und bot eine intensive Auseinandersetzung mit dem Text. Die Lyrikerin zeigte, wie sie auf die Unterstützung des Publikums angewiesen war, um das Gedicht zu vervollständigen und ließ die Schüler:innen aktiv an der Gestaltung des Werkes teilhaben.

Während der gesamten Veranstaltung war Mara Genschel offen für Fragen und beantwortete jede, sei es zu ihrem Schreibstil, ihren Inspirationen oder ihrem Privatleben. Sie erklärte, dass sie mit Provokationen arbeite und traditionelle Sichtweisen aufbrechen wolle. Ihr Ziel sei es, eine Gemeinschaft zu schaffen und die Menschen zu unterhalten, ohne sich mit schweren Weltthemen auseinanderzusetzen. Dies bewies sie auch in den Vorstellungen. Außerdem versucht sie mit ihrer Lyrik Schaden aufzudecken, wie zum Beispiel in der Politik.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mara Genschel den Schüler:innen der Q1 eindrucksvoll demonstrierte, dass Lyrik ein breites Spektrum umfasst und stets darum bemüht ist, neue Grenzen zu überschreiten. Ihre kreative und ungewöhnliche Herangehensweise an die Dichtkunst hinterließ einen bleibenden Eindruck und regte die Schüler:innen dazu an, ihre eigenen Vorstellungen von Poesie zu hinterfragen und zu erweitern.

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