Auf diesen Moment hatten die Schüler:innen aus vier Orten – Rishon LeZion, Ka’abiyye, Lublin und Münster – lange hingearbeitet: die gleichzeitige feierliche Eröffnung ihrer gemeinsamen Kunstausstellung Between Fences in den jeweiligen Städten. Auch am Gymnasium Paulinum in Münster fand am 4. Juni in der Aula eine beeindruckende Vernissage statt.
Das Projekt wurde im Rahmen einer internationalen Kunstinitiative realisiert, die vom Büro für Internationale Angelegenheiten der Stadt Rishon LeZion in Zusammenarbeit mit dem Leiter des Kunst- und Designbereichs der Gan Nahum High School und den Partnerstädten Münster und Lublin initiiert wurde. Münster ist Teil dieses Projekts aufgrund seiner aktiven Städtepartnerschaften mit Lublin und Rishon LeZion – ein internationales, tri-nationales Netzwerk, das seit vielen Jahren gepflegt wird. Dieses Mal wurde die Kooperation um das muslimische Beduinendorf Ka’abiyye im Norden Israels als Projektpartner erweitert, was dieses internationale Projekt noch bedeutsamer macht.
Am Paulinum präsentierten Schüler:innen der EF und Q2 – betreut während der Projektphase von Ruppe Koselleck (Grundkurs EF) und Birgit Seggewiß (Grundkurs EF und Q2) – ihre vielfältigen Arbeiten zum Thema Between Fences. Sie setzten sich kreativ und intensiv mit Fragen nach Grenzen, Zäunen und Limits – physische, politische, gesellschaftliche und persönliche – auseinander. Es ging dabei aber nicht nur um Grenzen und Zäune, sondern auch um die Frage, wie man sie hinterfragen, aufbrechen oder sogar neu denken kann. Ausgestellt wurden Arbeiten von allen vier Projektpartnern – von filigranen Zeichnungen, Fotografien, über kraftvolle Collagen und Illustrationen bis hin zu aufwändigen Installationen.
Den Auftakt der Veranstaltung bildete eine eindrucksvolle Performance des Kunstkurses. In der Choreografie des Stücks, entwickelt von Schülerin Katharina Hihn, wurden u. a. existenzielle Fragen aufgeworfen: Kann ich mich in einem Käfig kontrollieren? Was ist ein Käfig? Bin ich dort sicher? Habe ich die Kontrolle – oder kann ich ausbrechen? Und wer oder was hilft mir dabei? Das szenische Spiel auf der Bühne fesselte sofort die Aufmerksamkeit der Gäste.
Im Anschluss begrüßte Schulleiter Dr. Tobias Franke die Anwesenden – darunter Bürgermeister Klaus Rosenau, Ratsvertreter:innen, Vertreter:innen des Büros für Internationales Münster, Eltern und Schüler:innen – und dankte allen Beteiligten für ihr großes Engagement. Parallel lief auf einer Leinwand ein Livestream mit der Ausstellungseröffnung in Rishon LeZion und Ka’abiyye. Die Schule aus Lublin konnte aus organisatorischen Gründen leider nicht teilnehmen.
In seiner Rede würdigte Bürgermeister Klaus Rosenau besonders den Einsatz der Jugendlichen und ihre künstlerischen Beiträge zum Thema Between Fences, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage, der Kriege und weltweiten Spannungen. Musikalisch wurde der Abend durch das Duo Max-Magnus Seperant (Klavier) und Victoria Steinhoff (Posaune) mit dem Stück Sång till Lotta von Jan Sandström einfühlsam begleitet.
Ein weiterer Höhepunkt war die Live-Schaltung nach Israel. Herr Rosenau begrüßte die Gäste dort offiziell, und auch von israelischer Seite hieß Ratsfrau Dr. Anat Leibovitch alle herzlich willkommen. Im gemeinsamen Gespräch wurde erneut die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Partnerstädten hervorgehoben – getragen von einer langjährigen Freundschaft und dem Wunsch, auch künftig gemeinsame Projekte zu realisieren. Der Applaus auf beiden Seiten unterstrich die gelebte Verbindung über Ländergrenzen hinweg.
Lucy Wewel erläuterte anschließend den Entstehungsprozess der Kunstwerke – von den ersten Ideen über Spurensuchen in Münster bis hin zur Auseinandersetzung mit literarischen und metaphorischen Zugängen. Sie berichtete, dass besonders motivierend für alle Beteiligten eine Videokonferenz mit den Schüler:innen aus Rishon LeZion, Ka’abbiye und Lublin gewesen sei. Es wurden Ergebnisse geteilt und Fragen ausgetauscht – eine ganz persönliche Beziehung entstand – über Grenzen hinweg.
Marie Sostmann und Ellen Thomas stellten anschließend exemplarisch zwölf Werke aller vier Schulen vor. Die Bilder auf der großen Leinwand machten sichtbar, dass Jugendliche weltweit ähnliche Gedanken, Sorgen und Hoffnungen teilen. Ihre persönlichen Zitate gaben einen tiefen Einblick in das emotionale Erleben der jungen Künstler:innen. Das Gemeinsame zeigt sich hier im Menschsein – in all seinen Facetten.
Den Abschluss bildete ein stimmgewaltiger Auftritt des Jugendchors gemeinsam mit dem Großen Chor des Paulinum unter Leitung von Margarete Sandhäger und Jörg von Wensierski mit den Liedern I am a small part of the world von S. Albrecht / J. Althouse und Dona nobis pacem von Audrey Snyder – eine musikalische Friedensbotschaft, die in der aktuellen Zeit kaum passender sein könnte.
Beim anschließenden Umtrunk – ermöglicht durch den Förderverein des Paulinum und die Stadt Münster – konnten die Gäste die Werke noch einmal auf sich wirken lassen. Ein besonders symbolisches Kunstwerk wurde im Foyer präsentiert: Eine Mauer aus Brownies, gestaltet von Schüler:innen des Paulinum, sollte für „alle“ Mauern und Grenzen der Welt stehen. Mit Freude und Begeisterung wurde sie Stück für Stück von den Gästen abgetragen und „aufgegessen“ – ein stilles, aber starkes Bild der Hoffnung.
Danke an alle Jugendlichen, die den Mut hatten, ihre inneren Bilder mit uns zu teilen.
Danke an die Verantwortlichen der Partnerstädte und der Stadt Münster, die dieses Projekt möglich gemacht haben.
Und danke für all die kleinen und großen Gesten, freundlichen Blicke und Worte und für die Friedensbotschaften – für das Wesentliche, das Menschliche.